Diskussion über die Christen
Verfolgung, Völkermord, Mord, Diskriminierung, Entführung, Verhaftung, Eroberung, Unrecht, Auswanderung … Ich hörte diese und andere gnadenlose, bittere Worte letzten Mittwoch Abend während einer Podiumsdiskussion über “Diskriminierung, Unterdrückung und Verfolgung der Christen im Mittleren Osten” in der Politischen Akademie der ÖVP im 12. Bezirk.
Laut Vortragenden, “in vielen Ländern der Erde gibt es Diskriminierung zwischen den Menschen unterschiedlicher Religionen, die in einem Land und unter den gleichen Gesetzen leben. Die religiösen Freiheiten werden für die Christen, die in Ägypten, Irak, Iran … leben, eingeschränkt, wegen ihrem Glauben”. “Klicken Sie auf die Bilder, um sie größer zu sehen”.
Dies ist eine traurige Wahrheit, aber es ist ein Teil der bitteren Realität der sich die Christen in diesen Ländern ausgesetzt sehen. Diese Realität ist zum Teil auch durch den politischen Bankrott der Regimes dieser Länder verursacht, und Einschränkungen der Religionsfreiheiten gehören ebenfalls zu den Maßnahmen von Besatzungen in einigen Ländern, so ist zum Beispiel ist das bittere Schicksal der Christen im Irak eindeutig der Amerikanischen Besatzung anzulasten.
Letzten Mittwoch in einer Halle der politischen Akademie der ÖVP (eine rechtsgerichtete Partei in Österreich) war am Mittwoch voll mit Teilnehmern an dem Diskussionsabend über die Religiöse Unterdrückung gegen Christen in der Welt. Unter den Anwesenden waren Vertreter von etlichen Christlichen Gemeinden in Arabischen Ländern, eine Gruppe von Angehörigen der Koptischen Gemeinde in Österreich, interessierte Österreicher, Akademiker, Journalisten, und Vertreter von Kirche und Medien.
Die Zuhörerschaft hörte den Vortragenden mit großem Interesse zu. Alle Vortragende haben die Politik der Unterdrückung und Einschränkung von religiösen Rechten gegenüber Christen in den verschiedenen Arabischen Staaten betont, die trotz gesetzlich garantierter Rechte stattfindet.
Während der Einführungsrede zum Abend wurde erwähnt, dass Christen in den “ehemalig kommunistischen Ländern” am meisten unterdrückt werden, muslimische Ländern sein an dritter Stelle. Daher war ich verwundert als ich im Anschluss bittere Klagen über Diskriminierung gegen Christen ausschließlich in muslimischen Ländern hörte. Ich war über manche Sachen die ich hörte bestürzt.
Es muss gesagt werden, dass keiner der Vortragenden die schweren Verletzungen der Menschenrechte und der Religiösen Freiheit von Christen in Palästina durch die zionistische Besatzung ansprach.
Es wurden keine Statistiken über die Zahl der deportierten, verletzten, ermordeten oder inhaftierten Christen während der 62 Jahre der zionistischen Besatzung in Palästina.
Die Vortragenden präsentierten keine Zahlen über Israelische Verbrechen wie die Brandstiftung an verschiedenen Kirchen in Jerusalem und Nazareth. Ich werden versuchen, diese Informationslücke zu füllen.
Palästina
Diskriminierung gegen Christen in Palästina wurde in den Vorträgen nicht angesprochen. Ich fand es beunruhigend, dass die Unterdrückung von Christen in Palästina, die größtenteils von der zionistischen Besatzung kommt, nicht erwähnt wurde, vermutlich weil sie mur gut genug ist, um sie unter den Teppich zu kehren. Ebenfalls wurde nicht darauf eingegangen, dass es in Arabischen Ländern Diskriminierung gegenüber Christen gibt, deren Ursache nicht der Islamische Glaube ist. In dieser Hinsicht ist die Haltung der Katholischen Kirche gegenüber der Katholischen Gemeinde in Gaza von besonderem Interesse.
Im Jahr 2008 hat sich der Prieser der Gemeinde, Monsignor Emmanuel Mussalam, über die israelische Blockade beschwert und so versucht, aus der Christlichen Welt Unterstützung zu bekommen. Seine Worte fanden kein Gehör. Während dem Massaker von letztem Januar, hat Monsignor Mussalam versucht, die Kirchenhierarchie dazu zu bewegen, zum Schutz seiner Gemeinde bei den israelis zu intervenieren. Es ist mir nicht bekannt, dass die Katholische Kirche irgend etwas getan hätte. Im Mai 2009 hat der Papst “Israel” besucht. Er hat die Katholische Gemeinde in Gaza trotz wiederholter öffentlicher Ansuchen seitens der Monsignor Mussalam nicht besucht. Woran sich viele erinnern, die den Besuch des Papstes in Israel in den Medien verfolgten, ist wie er seine Unterwürfigkeit gegenüber den Zionisten zur Schau trug, statt einer Christlichen Gemeinde die unter schwersten Problemen leidet seine Unterstützung zu zeigen. Gleichzeitig beschuldigten die zionisten die Katholische Kirche, die Juden ignoriert zu haben.
Unter solchen Umständen, wo sogar die höchsten Würdenträger der katholischen Kirche ihre Brüder und Schwestern im Glauben öffentlichkeitswirksam fallen lassen, wo der Großteil der Verbrechen gegen Christen von zionisten begangen wird, ist es nicht seltsam, dass das Kapitel Palästina in den Vorträgen überhaupt vergessen wird?
Unsere besorgte Sprecher haben in ihren Vorträgen überhaupt nicht erwähnt, dass Israelische Kontrollposten Christen den Zugang zu den Kirchen in Bethlehem, Jerusalem, Nazareth versperren. Sie haben auch nicht über die Hürden mit denen Christen konfrontiert sind, die eine Wallfahrt nach Palästina antreten wollen.
Ebenfalls nicht angesprochen wurde die Tatsache, dass Bethlehem, der Geburtsort des von Jesus, von den zionisten zu einem Konzentrationslager, einem open-air Gefängnis gemacht wurde, ein Gräuel der nicht ein Mal unter Hitler und den Nazis vor kam. Dass die Menschen im “Heiligen Land”, Christen wie Muslime, unter den Händen der zionisten einen langsamen Tod von Hunger und Elend erleiden müssen, wird ebenfalls von den pflichtbewussten österreichischen Medien zensiert wenn zu Weihnachten österreichische Kinder beim anzünden einer Weihnachtskerze im “Heiligen Land” gezeigt werden.
Drei Geschehnisse dürfen vor diesem Hintergrund erwähnt werden:
Am 22 Oktober 2007 ist in der Baptistenkirche in Westjerusalem ein Feuer “ausgebrochen”. Die gleiche Kirche war bereits im Jahr 1982 opfer einer Brandstiftung. Die Täter bleiben bequemerweise unbekannt.
Niemand spricht von dem großen Trauma, das den Christen in Nazareth zugefügt wurde, als jüdische Extremisten aus der Gegend während einer Messe am 3 März 2006, Brandsätze und Sprengkörper in die Masse worfen. Bei diesem Ereignis erlitten viele Mitglieder dieser Gemeinde Verletzungen.
Am 23 Mai 2008 hat der Vizebürgermeister der Ortschafr Ori Yehuda, der extremistischen Shas Partei zugehörig, vor hunderten von Yeshiva-Studenten Christliche Bibeln verbrannt. Yeshivas sind Anstalten an denen religiöse Extremisten ausgebildet werden.
Dr. Bishara Awad, Priester und Professor am Bibelkolleg von Bethlehem, und der Professor und Priester Dr. Alex Awad, Autor des Buchs “Die Muslime, meine Nachbarn”, beide Palästinenser mit Amerikanischer Staatsbürgerschaft, könnten wochenlang über den Völkermord und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von der zionistischen Besatzung gegen die Christen in Palästina begangen werden. Und es wäre notwendig, diese lange Liste von Verbrechen anzusprechen, die gegen die Christen in Palästina begangen werden.
Es bleibt die Frage: Wieso sprechen die Christen in ihren Konferenzen und Diskussionsveranstaltungen in Europa nicht über die Verbrechen, die die zionistische Besatzung gegen die Christen in Palästina begeht?
Die israelische Besatzung ist eine weit größere Gefahr für Kirche und Christen, als dies die Regierungen von manchen Arabischen Ländern sind.Wieso fürchten sich Politiker, Würdenträger der Kirche und Journalisten gleichermaßen davor, über die Verbrechen von israel gegen Christen zu sprechen?
War es das Ziel des Diskussionsabends den Ansatz einer Lösung für die Probleme der Christen im mittleren Osten zu finden, oder ging es nur darum, im Rahmen einer von USA und EU verfolgten Politik, gegen bestimmte Länder aufzuwiegeln?
Irak
Die Lage der Christen im Irak wurde von einem der Vortragenden angesprochen. Ihre Lage ist in der Tat schrecklich. Im Irak hat Jahrtausende lang Christliche Gemeinden gegeben, lange bevor Europa Christlich wurde. Diese Gemeinden waren vor und während dem Islam in die Gesellschaft integriert. Auch unter dem Regime von Saddam Hussein waren die Christen im Irak keiner Verfolgung aufgrund ihres Glaubens ausgesetzt. Die Probleme dieser Christen begannen mit dem Einfall der Amerikaner, und sie werden von den vielen Guerillas, Todesschwadronen und Extremistengruppen verursacht, die von den USA und ihren Mitverbrechern, allesamt westliche Regimes, finanzieren, trainieren und beschützen. Diese “nebensächliche” Tatsache wurde von der Person vergessen, die über die Lage im Irak referierte. Wieso war das wohl so?
Ägypten
Einer der Vortragenden hat die Probleme der Christen in Ägypten angesprochen und dabei die Redewendung “kultureller Genozid” verwendet, um die Lage zu beschreiben. Die lage der Christen in Ägypten ist in der Tat sehr schlimm. Während Christen und andere nicht-moslemische Gruppen dem Namen nach vom Gesetzt geschützt werden, werden diese Gemeinden von Extremistengruppen mit Gewalttaten verfolgt. Eines der schändlichen Verbrechen, die gegen die Koptischen Christen begangen werden ist die Entführung von jungen Mädchen und anschließender Zwangsehen mit Muslimen. So wie im Irak, ist Ägypten die Heimat von einigen der ältesten Christlichen Gemeinden der Welt, die traditionell gut in die Gesellschaft integriert waren.
In diesem Fall hat der Vortragende ebenfalls die “nebensächliche” Tatsache vergessen, dass die Probleme dieser Gemeinden erst nach der Unterzeichnung der Friedensabkommen mit Israel durch Anwar El-Sadat begannen, und unter Hosni Mubarak, einem von den USA eingesetztem autokratischen Diktator, nur noch schlimmer wurden.
Das Mubarak-Regime hat vor dem Ägyptischen Volk keine Legitimität und ist politisch bankrott. Dieses Regime hält sich nur mit einem massiven Repressionsapparat an der Macht, der von den USA und der EU finanziert wird. Die Unzufriedenheit der Ägypter mit diesem Regime hat einen merklichen Teil der Bevölkerung in die Arme und unter den Einfluss der Islamischen Brüderschaft getrieben.
Die macht der Bruderschaft und anderer religiöser Gruppen zu groß als dass das Regime sie gänzlich unterdrückten könnte, daher gilt im Land ein stillschweigender Frieden zwischen diesen Kontrahenten: das Regime duldet das Tun Bruderschaft, solange sich diese Gruppe nicht in die Politik einmischt oder allzu effektiv gegen Interessen des Regimes stellt. Vor diesem Hintergrund geschehen die Gräueltaten gegen die Christen in Ägypten. Dieser sehr wesentliche politische Kontext wurde vom Vortragenden verschwiegen.
Dass sich die Teilnehmer an dieser Veranstaltung, als Christen, um das Wohlergehen von Christen sorgen, die in anderen Ländern leben, finde ich völlig legitim und verständlich. Was mir an der Veranstaltung aber bedenklich vor kam, war das, während die Redner über das gesetzliche (laut “Sharia”, ein oft wiederholtes Wort) Verbot des Proselitismus in manchen Ländern klagten, ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass das Gesamtziel der Veranstaltung mehr mit der Dämonisierung von Islam und der Islamischen Gesetzgebung und Gebräuchen zu tun hatte, als eine mögliche Lösungen für die Probleme der christlichen Gemeinden in Islamischen Ländern anzudenken oder zu diskutieren. Das, in einem Kreis von Personen, denen klar die notwendigen Verbindungen und die Mittel zur Verfügung stehen, um politische Projekte voranzutreiben, die potentiell besorgniserregende Folgen für alle in Österreich lebenden haben könnten, und unter der Patronanz einer Partei die in der derzeitigen Regierung von Österreich vertreten ist.
Falls tatsächlich die Verbesserung der Lage der Christlichen Einwohner in Arabischen und Muslimischen Ländern von den Veranstaltern dieser Diskussionsrunde gewünscht war, dann ist die Verschärfung von Spannungen zwischen Christen und Muslimen zu Lasten dieser Christlichen Minderheiten, das Hochschrauben von Animositäten zwischen Christen und Muslims in der Heimat bei gleichzeitiger Duldung und Rechtfertigung von Völkermord gegen Muslims im Ausland, sicher der falsche Weg.
Die erste Priorität für jeden, dem die Besserung der Lage der Christen in allen Islamischen Ländern am Herzen liegt sollte es sein, alle Möglichkeiten zu verwenden um Israel dazu zu zwingen, internationales humanitäres Recht zu respektieren, sämtliche UN Resolutionen zur Lage in Palästina zu respektieren und umzusetzen, es diesem “Staat Israel” klar zu machen dass sie ihre Verbrechen gegen nicht-Juden sofort stoppen müssen. Die nächst hohe Priorität um die Lage der Christen zu bessern ist die, dass westliche Staaten ihre Unterstützung für sämtliche korrupte autokratische Diktaturen in diesen Ländern einstellen müssen, und ebenso müssen sie ihre Finanzierung für destruktive Bewegungen wie der Muslim Bruderschaft und dem Wahabismus einstellen, Bewegungen die ein Produkt westlicher Geheimdienste sind.
Ich bin davon überzeugt, dass Frieden zwischen Muslims und Christen möglich ist. Was ich aber am Mittwoch in der politischen Akademie der ÖVP gesehen habe lässt mich zweifeln, ob manche Personen tatsächlich Frieden wollen.
Wer über Frieden zwischen Völkern oder Religionen sprechen will, der sollte nicht zündeln. Etwas das ich im Land des Propheten Jesus gelernt habe, von wo ich stamme, ist ” Ehre sei Gott in im Himmel, und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“. Dies has mir mein Muslimischer Vater beigebracht.
Eingeladene Vortragende an der Diskussionsrunde waren:
Prof. Mag.theol. Dr. Jur. Emanuel Aydin,
Chorepiskopos der syrisch-orthodoxen Kirche in Österreich
Pater Athananasios Henein,
Vorsitzender der Koptischen Gemeinde in Griechenland
Univ. Prof. Dr. phil. Efrem Yildiz,
Lehrstuhlinhaber für Altphilologie an der Universität Salamanca
Dr. Christine Schirrmacher,
Islamwissenschaftlerin, Buchautorin
Moderation: Dr. Andreas Unterberger, Journalist
Fünfzen Forderungen des Wiener Akademikerbundes an die Islamische Glaubensgemeinschaft
by Kawther Salam
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